Sicherheit

Sicherheitslehrgang Neustadt

Schon einmal gekentert? Wie komme ich in die Rettungsinsel? Feuer löschen kein Problem?

Frank Levermann hat den Seenotfall erlebt, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten: Das ist, kurz gefasst, seine Erfahrung beim Sicherheitsseminar des KYCD im Ausbildungszentrum Schiffssicherung der Marine.

Bessere Voraussetzungen als im Ausbildungszentrum Schiffssicherung der Marine in Neustadt/Holstein sind kaum denkbar. Das fängt bereits an mit dem Vermittlungsstil des Seminars. Nicht die Theorie und der Vortrag im Unterrichtsraum, sondern die praktischen Erfahrungen stehen im Mittelpunkt.

Im Wellenschwimmbad der Marine warten zwei Rettungsinseln auf uns. Die eine für zehn Personen, wie man sie auf großen Schiffen fährt, die andere für vier Personen – die typische Größe für Sportboote.

Nach dem Wurf ins Wasser und dem Zug an der Auslöseleine füllen sich beide Rettungsinseln. Das Einsteigen in die Rettungsinsel beim künstlich erzeugten Seegang ist schwieriger als erwartet – wohl der Realität entsprechend, die uns auf See erwarten dürfte. Der Sprung von Bord einer Yacht direkt in die Rettungsinsel dürfte wohl der sicherere Weg sein. Mit vier Personen auf engstem Raum in der geschlossenen Insel, fast hermetisch gegen die See abgeschlossen, fällt das Atmen schwer. Der Seegang tut ein Übriges: Es fehlt nicht viel, und der Magen dreht sich um. Wir bekommen eine halbautomatische Schwimmweste verpasst und springen ins Wasser. Auf Zug bläst sich der flache Kragen auf. Theoretisch gewusst, praktisch aber eine hautnahe Erfahrung. Wir spüren den Auftrieb. Der Versuch, den Kopf unter Wasser zu bringen, zeigt die Wirkung der ohnmachtsicheren Konstruktion. Nächste Erfahrung: Wir klettern über ein Rettungsnetz an der nachempfundenen Bordwand dreieinhalb Meter hoch auf die Plattform.

Der Sprung ins wellenbewegte Wasser verlangt einiges an Mut. Auch hier die beruhigende Erfahrung mit der sofort auslösenden Automatik unserer Schwimmweste. Sie trägt uns in sicherer Lage. Beeindruckend die Demonstration mit der Spraycap. Mit Schwimmweste im Seegang wird das Gesicht immer wieder mit Wasser überspült. Die übergezogene Spraykappe schützt uns davor, Wasser zu schlucken. Wir entschließen uns spontan, bei der anstehenden Wartung unserer Westen gleich eine Spraycap nachrüsten zu lassen.

Wassereinbruch im Schiff – was tun? Wir proben den Ernstfall im Inneren des nachempfundenen Schiffsrumpfs. Ohne Vorankündigung bricht Wasser ein, und unsere „Bordmittel“ müssen wir uns zusammensuchen: Kelle, Holzpfropfen, alte Lappen, Holzteile, wie sie Schiffseinrichtungen so spontan hergeben. Selbst Klopapierrollen, alles muss herhalten, um den Wassereinbruch zu stoppen. Wir kämpfen mit zwei Teams um die Wette. Zu ärgerlich nur, dass wir erst spät auf die Idee kommen, die Lenzpumpen in Betrieb zu nehmen.

Vom Wasser zum Feuer: Die Brandhalle der Marineschule betreten wir mit Schutzkleidung und Kopfschutz. Wir lernen, das Handstück des Löschers von oben zu fassen. So kann bei abwehrender Reaktion der Pulverstrahl nie ins eigene Gesicht gelenkt werden. Feuer der Brandklassen A, B und C (Glut-, Flüssigkeits- und Gasbrand) löschen wir mit wenigen Stößen aus dem Glutbrandpulverlöscher. Mit Kohlensäurelöschern gehen wir gegen einen Ölbrand vor. Kaum zu glauben, aber wahr: Ein Sechs-Kilo-Feuerlöscher entleert sein Pulver in rund 20 Sekunden. Der Zwei-Kilo-Löscher an Bord unserer eigenen kleinen Yacht gilt da wohl eher als “Spielzeug“. Fällt auch in die Kategorie „Feuer“: Der sichere Umgang mit Signalmitteln. Nach theoretischer Anleitung lernen wir Handfackeln, Rauchtöpfe und Signalraketen einzusetzen.

Fazit: Unheimlich viel gelernt und wieder einmal festgestellt, dass Theorie schön und gut ist, die Praxis aber immer noch nicht ersetzen kann. Wir waren auf einem Lehrgang, den wir allen Skippern nur dringend ans Herz legen können. Denn, der weitverbreitete Satz „… mir passiert schon nichts, ich passe immer auf und bin vorsichtig …“ gilt für den, der diesen Lehrgang mitgemacht hat, nicht mehr. Jetzt heißt es „… sollte mir doch einmal etwas passieren, dann bin ich vorbereitet.