Emder Hafen

Neuzeit

In relativ gutem Zustand über den Krieg hinweggekommen, wurde das Verwaltungsgebäude nun von den englischen Besatzern beschlagnahmt. Die Binnenschiffe der EVAG waren zerstört und zwei der drei Schuppen zerbombt. 

Im Jahr 1950 wurde von der EVAG die Überseeverkehr GmbH ins Leben gerufen. Ihr fiel die Aufgabe zu, den Kontakt zur HAPAG und den anderen Linien zu erhalten, indem sie Ladung für diese Linien erwarb. Auf diese Weise konnten Geschäfte außerhalb des Bereichs Binnenschifffahrt fortgeführt werden. Alte Kontakte konnten gepflegt werden – wenn auch unter anderem Namen. Im selben Jahr gründete die EVAG eine Zweigstelle in Andernach und eine in Hamburg. Beide Niederlassungen waren mit der Aufgabe betraut, Ladung für das neue Unternehmen herbeizuschaffen. 

Die Verladung von vorwiegend schwedischen Erzen und Kohle im Emder Hafen, vollzog sich nicht mehr, wie anfänglich geplant, am Außenhafen, sondern verlagerte sich mehr und mehr zum Binnenhafen (Nord- und Südkai). Den Binnenschiffen kam beim Erz/Kohle-Geschäft eine besondere Bedeutung zu. Auf der Fahrt ins 

Ruhrgebiet war ihre Ladung Erze für die Hütten, und auf der Rückfahrt nach Emden wurde Kohle für den Export geladen. Um den rückläufigen Umschlagszahlen entgegenzuwirken, wurden von der Stadt Emden am Südkai Investitionen in Form von Förderanlagen, Verladebrücken und Waggonkippern vorgenommen. Desgleichen entstanden Massengutumschlagsanlagen am Nordkai.  Die große Wende setzte 1954 ein. Die EVAG erstand von der HAPAG im Jahre 1956 ein altes Seeschiff, das Motorschiff  „Lauting“, und eröffnete damit einen neuen Betriebszweig. 

Mit Zustimmung des Bundes erhielt 1954 die HAPAG 25,1 Prozent der Aktien, wodurch die neuerliche Privatisierung der EVAG begann. Mit diesen 25,1 Prozent konnte der Bund nicht ohne Zustimmung der HAPAG über die Firma verfügen. Der Grundstein für die Zusammenarbeit mit Hugo Stinnes wurde gelegt, die von nun an fünfzehn Prozent der EVAG-Aktien hielt. Die restlichen 59,9 Prozent der Aktien, die noch im Besitz des Bundes waren, wechselten im Mai 1959 den Besitzer. Hauptaktionär wurde die WTAG. 

Mit dieser letztmaligen Übertragung von Beteilungen der HAPAG an dem Emder Hafenumschlagbetrieb, endeten die direkten und indirekten Aktivitäten der HAPAG in Emden und somit auch die Darstellung der Geschichte an dieser Stelle. 

Die Firma Emder Verkehrsgesellschaft AG wurde im Jahr 2007 umfirmiert und betreibt als mittelständisches Unternehmen weiterhin Logistikdienstleistungen in Emden.